Die Kunst, Gold aus Stroh zu spinnen, öffnet die Türen zur höchsten Gesellschaft, mit ihr vermag man Königin zu werden oder stolzer Schwiegervater Ihrer Majestät wie der Initiator des grausamen Spiels, dass im Tode geendet hätte, wenn Rumpelstielzchen nicht behilflich gewesen wäre.

Nicht von der Anmut der Seele oder der Schönheit des Körpers lässt sich der König leiten bei der Wahl seiner Braut, sondern allein vom Hang zum Golde, der unersättlich scheint, als liege ihm ein Defizit zugrunde, auch ein Mangel an Moralität, weil er das unschuldige Mädchen mit dem Tode bedroht.

Von dieser Gier bleibt seltsam unberührt die neue Königin, die mit einem Kinde gesegnet wird und darin ihre Erfüllung findet; auch Rumpelstilzchen erliegt nicht dem Zauber des Goldes, er wünscht sich etwas Lebendiges als Belohnung für seine Hilfe.

Die Fixierung auf die reine Quantität des Goldes ist offenbar zu überwinden, wenn es gelingt, dessen seelische Qualität zu erfassen, die auf das Gold unserer Seele verweist, unseren eigentlichen Reichtum, ein wahrhaft königliches Erbe, das Gleichrangigkeit garantiert und den Blick auf Moralität freilegt, das über eine Tiefe verfügt, die in spirituellen Dimensionen gründet.

Rumpelstilzchens Wunsch nach etwas Lebendigem liegt sicherlich das Bedürfnis nach seelischer Bereicherung zugrunde, die aber nicht nur bei einem fremden Kinde zu finden ist, sondern in erster Linie bei sich selbst; doch diesen Weg wollte er offenbar nicht gehen, was ihn zu einer tragischen Figur macht.