Wie kann ein reines Herz bestehen gegen einen berechnenden Verstand, der rücksichtslos seine Ziele verfolgt und die berechtigten Interessen seiner Mitmenschen ignoriert, der seine vermeintliche Größe dadurch zementieren will, dass er andere und die Welt überhaupt in seiner Vorstellung klein macht, um sie kontrollieren und beherrschen zu können?
Indem es sich selber treu bleibt, sich in Unschuld das kindliche Staunen über die Weite und Schönheit der Schöpfung bewahrt, indem es die Würde einer jeglichen Kreatur achtet, standhaft vertraut auf die Weisheit des Lebens, die uns über Schwierigkeiten hinauswachsen läßt, indem es sich öffnet für Unterstützung, die völlig unerwartet bereit stehen mag.
Die falsche Braut der "Gänsemagd" bindet die wahre Königstochter durch ein abgepresstes Versprechen, sie gewinnt mit List und Tücke den jungen König für sich und läßt das sprechende Pferd Fallada, den einzigen Zeugen ihrer Missetat, töten; dadurch hofft sie ihre widerrechtlich verschaffte Position dauerhaft gesichert zu haben.
Die wahre Braut scheint besiegt, doch ihr gutes Herz verschafft ihr Verbündete, die ihre Gegnerin nicht auf ihrer Rechnung hat, den alten König, der auf ihren Seelenadel aufmerksam wird, weil er eben sehend ist, den getreuen Fallada natürlich, der auch als seeliche Entität zu kommunitieren versteht, und den Wind, der bekanntlich ein himmlisches Kind genannt wird. Diese Allianz verschafft ihr auf Umwegen die Stellung zurück, die ihr rechtmäßig zusteht.
So weitet sich die Welt der vermeintlichen Gänsemagd, während sich die der falschen Königin im Laufe der Zeit so sehr verengt, dass sie am Ende nicht einmal sich selbst wiedererkennt, als der alte König ihr einen narrativen Spiegel vorhält, sodass sie ahnungslos das Urteil über sich selber spricht.